Am letzten Sonntag im Monat werden die Stoffspielereien gesammelt. Heute sind sie zu Gast bei Gabi, die ganz toll die Orga der Stoffspielerei übernommen hat und uns Gastgeberinnen hervorragend koordiniert. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön, Gabi!
Das Thema im Mai lautet Japan. Ein großartiges Thema, zu dem sich viel machen lässt, und ich bin schon sehr neugierig zu sehen, was sich die anderen haben einfallen lassen. Gabi hatte auch bereits vor einigen Wochen ein paar Anregungen zum Thema gegeben. Da bleiben fast keine Wünsche offen!
Natürlich habe ich mich der Stickerei besonders verbunden gefühlt. Also habe ich mich an einem Sashiko-Muster versucht und mit blauem Garn auf weißem Stoff gearbeitet.
Das Stückchen Stoff sieht gut aus, finde ich. Es hat mich bislang zwar noch nicht angesprochen, was es werden will, aber bis dahin liegt es da und ist hübsch. (Oben im Foto seht ihr übrigens, dass ich mit einem neuen Markierungsstift gearbeitet habe, bei dem ich prompt übersehen habe, wie man ihn wieder herauswäscht. Nämlich nicht nur mit Wasser, sondern mit Wasser und Handwaschmittel. Tja. Doof irgendwie. Also blitzen jetzt hier und da die Linien durch. Wenn das die armen Japaner sehen…!)
Ihr merkt vielleicht bereits: So richtig in Begeisterung falle ich bei der Sashiko-Stickerei nicht. Was vermutlich daran liegt, dass ich keine wirklich exakte Handwerkerin bin. In Japan scheinen sie jedoch sehr viel Wert auf Genauigkeit und gleich große Stiche zu legen. Hmmm.
Dann wollte ich Boro versuchen, also das Ausbessern oder Flicken von Kleidung mittels anderen Stoffstückchen. Ich habe ein Stück alte Jeans genommen und das Loch am Knie mit Flecken überstickt. Ich habe dabei munter in meine Restekiste gegriffen und die Stiche recht frei interpretiert. Wohl eher nicht klassisch japanisch, aber es sieht echt gut aus und vor allem begeistert mich diese Art wesentlich mehr als das exakte “Abarbeiten eines Musters”.
Als ich so am Sticheln der Stoffstückchen war, dachte ich, dass nur diese kleinen Stiche auf Stoff (ohne Flicken) bestimmt auch gut aussehen würden. Und siehe da:
Die Stiche nur in Rot auf Leine sehen doch auch cool aus, oder? Aus diesem Stückchen ist… ein Nadelbrief (what else…?) geworden. Innen leicht asiatisch angehaucht mit einem Stoff in Gelli-Print-Technik.
Und weil mir diese Sticheltechnik richtig viel Spaß gemacht hat (so ganz ohne Stoffflicken oder Papier wie neulich hier oder hier), habe ich einen zweiten Stoff mit Garnen in diversen Grüntönen bestickt.
Auch dieser durfte Nadelbrief werden… (herrjeh)…
Ihr seht: Das eine Sticken hat zum nächsten Sticken und zum nächsten Sticken geführt. Oder anders gesagt: Die Sticheltechnik ist gerade meins, Sashiko hingegen für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Vielleicht muss ich ihm aber auch eine zweite Chance geben. Na, mal schauen…
Jetzt schaue ich aber erstmal zu Gabi, die heute alle Beiträge der anderen bei sich sammelt.
Die Stoffspielereien
Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken gesammelt – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.
Die nächsten Termine:
24.06.2018: „Rokoko“ bei Nahtzugabe
Juli & August: Sommerpause
30.09.2018: „Streifen“ bei 123-Nadelei
28.10.2018: „Seide“ bei Siebensachen
25.11.2018: (Thema noch nicht fix) bei Nähzimmerplaudereien
Dezember: Weihnachtspause
27.01.2019: (Thema noch nicht fix) bei Textile Werke
24.02.2019: „Farbverläufe“ bei Schnitt für Schnitt
31.03.2019: „Geometrie“ bei Feuerwerk by Kaze
Liebe Susanne, du warst ja bei Sashiko schon von Anfang an skeptisch, das hat sich halt jetzt bestätigt. Aber wie du die zweite Stickerei zu Deinem eigenen Ding weiterentwickelst ist schon sehr super. “Nadelbriefe – what else?” ist einfach inzwischen Dein Markenzeichen, und das Format ist doch wirklich klasse – das muss so. Wie Du Formen und Farben und Stiche in Deinem Stil kombinierst, hat absoluten Wiedererkennungswert, gefällt mir supergut. Schön, dass Du auch heute bei den Stoffspielereien dabei bist! lg, Gabi
Liebe Susanne,
Ich habe Anfangs auch mit Sashiko gehadert. Wenn man die Linien wie bei deinem Versuch in Blau an den Kreuzungspunkten aufeinandertreffen lässt sieht es irgendwie unharmonisch aus. Jeder einzele Stich scheint aufzufallen. Sobald das Hirn die Kreuzung selbst herstellen durfte machte es bei mir klick. Ebenso wie bei deinem Nadelbriefen. Liebe Grüße Anja
Liebe Susanne, toller Beitrag, ich habe mich auch genau mit diesen beiden Techniken beschäftigt. Und komme zum gleichen Ergebnis. Ich liebe dieses grobe Sticken, es hat etwas Meditatives. Das Akkurate bei Sashiko liebe ich anzuschauen, aber um das selber so toll hinzubekommen, brauche ich ncoh viel Praxis.
Liebe Grüße
Ute
Die Kombination und Bestickung deiner “Flicken” finde ich sehr, sehr gelungen und die bestickten Nadelbriefchen ebenfalls. Wie bei dir eins zum anderen gekommen ist, finde ich ganz im Geist der Stoffspielereien.
LG
Siebensachen
Sashiko ist wohl echt Übungssache- irgendwann wird das automatisch gleichmäßiger….
Und mit deinen expressiveren Boro-Stickereien hast du ja schon eine handwerkliche Grundlage, da würde dir das exaktere geometrische Sticken längerfristig auch leichter fallen. Denn faszinierend ist das aschon.
Nur falls du wolltest. Musst du aber nicht. 🙂
ich bin ja ein ganz großer Fan der blauen japanischen Muster… Deine Flicken finde ich aber auch klasse!
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Susanne,
offensichtlich liegt dir das kreative freie Sticken mehr als das Sashiko, die Boro-Objekte und Nadel Briefchen sind typisch “nahtlust” und gefallen mir ausgezeichnet.
Deine Sashiko Stickerei sieht mehr nach Holbein -Technik aus, die möchte ich übrigens auch einmal ausprobieren.
Es grüßt dich
Tyche
Mir gefällt beides außerordentlich gut, sowohl die “flickvariante” als auch die puren Sticheleien, herrlich kreativ umgegangen bist du mit dem Sashiko-Thema!
Da finde ich die regelmäßgen Musterstiche eher langweilig, obwohl die sicher viel anstrengender zu machen waren, sorry! Deine freie Arbeit ist toll!
viele Grüße, Karen
Du, und dein Stickrausch, unglaublich! Japan, ein so tolles Thema, wobei mir heute deine Jeansflickstickkunst am besten gefällt. Super, dass du auch die Blume mit eingebunden hast…
…und rosa Hilfe brauche ich auch noch ein letztes Mal morgen, dank dir schon mal.
Liebe Grüße Ulrike
Aber ein sashiko-Nadelbrief wär doch auch was, nicht? Würde mich nicht wundern, wenn wir sowas bald hier anschauen dürften. Du bist doch sowas wie die Stickkönigin… aber mir gefällt dein Beitrag à la nahtlust sehr.
Liebe Grüsse
Milena
Die roten Stickerei ist ein echter Hingucker, so schön, zum Immer wieder Ansehen!
Mir geht es ähnlich – freies Sticheln sagt mir mehr zu als absolut genaue Repetition…
Es war mir eine Freude, zu verfolgen, wohin Dich die japanischen Techniken geführt haben. Ist doch gut dass Du das mal getestet hast. Als ich die ersten roten Stiche sah hatte ich schon eine Ahnung was es wird. Das ist genau Deine Richtung, da brauchst Du keinen Vorzeichenstift. Die rote und grüne Version sind toll geworden. Die Boro-Reparaturvariante ist auch schön und obendrein nützlich. Das geht sogar ohne Strom.
LG Ute
Das hätte mich doch sehr gewundert, wenn du dich als Sashiko-Fan geoutet hättest, das ist doch viel zu wiederkehrend und gleichmäßig für dich. Und dein Weg ist gerade ein anderer. Da passen die unregelmäßigen Stiche doch viel besser. Die Boro-Flickerei sieht klasse aus, schöne Flicken! Wird die Jeans auch getragen? Liebe Grüße Christiane
Geniale Jeansflicken! So eine Hose hätte ich zu gerne :-)Auch der bestickte Stoff am Anfang gefällt mir sehr. Liebe Grüße, Taija
Auch wenn ich das Sashiko sehr hübsch finde, irgendwie steckt da keine Susanne drin. Alle anderen Werke sind sehr reizvoll und spannend anzusehen – jedes für sich ganz anders, aber alle sehr schön. LG Ingrid
Liebe Susanne,
beide Arfbeiten haben ihren Reiz, wobei die zweite irgendwie mehr Dir entspricht. Bei der oberen Arbeit könnte ich mir übrigens gut vorstellen, dass man nur die Punkte einzeichnet, in die man hinterher einsticht. Nicht nur, dass dadurch nichts mehr raus guckt, sondern es wird vielleicht auch präzisser. Und davor würde ich den Stoff noch mit Bügelstärke versehen, damit sich beim markieren ncihts verzieht. Das Muster gefällt mir jedenfalls sehr gut.
LG Mareike
Woow, woow, woow – das Sashiko ist einfach nur genial, liebe Susanne! Ich bin ganz verliebt! Was für eine schöne Arbeit. Genau wie Deine hübschen Nadelbriefchen! Bei den Jeansflickereien bin ich geradezu sprachlos. Viel zu schade um getragen zu werden. Liebst, Nicole
Ein richtiger Nahtlust-Post – so herrlich ehrlich und so authentisch! Sashiko ist zu eng für Deine Kreativität, wie gut dass Du daraus Deine Strichelstickerei machst.
Liebe Grüße
Ines
Gabis Artikel ist wirklich interessant und macht (selbst mir als Nichtnäherin) Lust aufs Ausprobieren! Dein Boro-Stück gefällt mir gut – irgendwie erinnert es mich an eine Landschaft, mit Himmel und Wolken, einer riesigen Baumblume …. – sehr schön.
S.