Stoffspielerei: Heimat

Heute darf ich bei den Stoffspielereien Gastgeberin sein und heiße euch hiermit herzlich willkommen. Schaut reit, stöbert, schnuppert und fühlt euch ganz heimelig. Dann um die liebe Heimat dreht sich unsere Stoffspielerei heute.

Fernab der Heimat halte ich mich derzeit auf, denn wir haben uns eine Woche kleine Auszeit gegönnt. Deshalb greife ich manche Beiträge auch zeitverzögert in der Erwähnung auf – verzeiht! Viel Heimatliches zum Schmökern und Bestaunen haben folgende Kreativistas zu bieten:

  • Tyche stellt sich Fragen zur Heimat und zeigt mit Nadelmalerei erstellte Weinblätter der ihr vertrauten Winzerregionen.
  • Ute ist ebenso auf der Suche nach der Bedeutung des Begriffs und der Verortung der Heimat und stellt auf Panels Bezugspunkte zu ihren Heimaten her.
  • Ines und ich teilen uns dieselbe Heimat; damit bin ich mit den von ihr gezeigten Blauhemden vertraut und bewundere ihre “Übersetzung” in ein Oberteil der Moderne.
  • Christiane verarbeitet vielschichtiges Grün mit der Chenille-Technik und begeistert mit strukturierten Landschaften, die entstehen.
  • Karin denkt an die Heimat, baut Schiffchen und lernt sich dabei neue Techniken an.
  • Martina zeigt den Transfer von Bild auf Stoff und gibt dem Sohn damit seine Heimaten mit auf den Weg.
  • Mond erarbeitet sich ein cooles Tatoo aus Stoff und erlebt Heimat ein Stück weit in der Ferne hautnah….
  • Gabis Heimat ist in ihr und die Initialen des Namens auf Kreuzstich begleiten sie nah oder fern der Heimat.
  • Julia beschäftigt sich ebenfalls mit der Bedeutung der Heimat für sie und schenkt dabei einer Häkeldecke eine ganz neue und eigene Heimat.
  • Margot übt sich in Konfetti-Technik und bringt – zumindest für mich – eine ganz faszinierende Neuheit ins Spiel – und zaubert eine tolle Heimatlandschaft ins Bild.
  • Ute bringt die Skyline ihrer Heimatstadt auf ein Shirt und trägt damit nicht nur dort, sondern auch an anderen Orten ein Stück Heimat bei sich.
  • K. von Stoffnotizen setzt eine feine Weißstickerei in Blau um und denkt dabei an die gestickten Tücher ihrer Großmutter.


Mir liegt das Thema Heimat sehr am Herzen, und irgendwie kann ich gar nicht oft genug darüber nachdenken. Heimat ist als Begriff ja völlig überladen, überkitscht, verklärt, verpönt, stilisiert, idealisiert und sonst was alles. Und doch finde ich, dass Heimat etwas ganz wunderbares ist. Doch, was genau ist es eigentlich?

Als Erklärungsversuch habe ich vor einiger Zeit dies gefunden:

heimat – noun. a place that you can call home; includes a sense of belongingness, acceptance, safety and connection to the homeland.



Und weil mir diese Definition so gut gefällt, habe ich sie auf ein Nadelbriefchen gebracht. Und weil mir das Thema Heimat so gut gefällt, habe ich eine kleine Heimat-Nadelbrief-Serie erarbeitet.

Mein erstes Nadelbriefchen kommt mit der Definition daher sowie mit einem Text innen, der nicht immer leserlich sein soll und manchmal Kopf steht – und damit für mich auch Heimat ist. Denn die ist auch nicht immer einfach einzuordnen, zu verstehen oder so direkt und gerade, wie man sich vielleicht wünscht (gell….ein bedeutungsschwangeres Nadelbriefchen….)




Bei genauerem Hinsehen erkennt man auch eine durch den Bildtransfer übertragene Figur auf dem ersten Heimat-Nadelbrief. Womöglich Schatten aus der Vergangenheit…?


Und wenn man das Nadelbriefchen mit dem groben Band schließt, dann wirken die starren Linien manchmal wie Gitterstäbe. Ach. Die “Künschtlerin” könnte noch ewig was “sehen” und “Bedeutung” in das Werk legen…

Von dieser allgemeinen Betrachtung zum Thema Heimat bin ich zu meiner persönlichen Heimat gekommen. Und das ist nicht Heidelberg, wo ich jetzt lebe und wo mein Zuhause ist, sondern Ulm. Dort bin ich geboren und aufgewachsen. Also musste ich natürlich auch dieser tatsächlich sehr schönen Stadt ein Heimat-Denkmal setzen.

Außen zeigt sich das Wahrzeichen Nummer 1 von Ulm: das Münster. Es ist übrigens (noch) der höchste Kirchturm der Welt. Erst, wenn eines Tages die Gaudi-Kirche in Barcelona fertiggestellt sein sollte, würde diese das Ulmer Münster überragen. Doch bis dahin ist der Superlativ unser.

Das Münster ist in Wahrhaft nicht so “ruiniert”, wie mein Bildtransfer vermuten lässt. Auch überlagern sich natürlich Turm und Kirchenbau nicht. Das ist alles künstlerische Freiheit – weil ich es spannender fand. Für Echtaufnahmen des Münsters begebt euch am Besten vor Ort und Stelle oder schaut euch Fotos im Internet an.

Das Wahrzeichen Nummer 2 der Stadt Ulm darf aber auch nicht fehlen, und das ist der Ulmer Spatz. Also gibt es im Inneren des Nadelbriefchens den Spatz, transferiert und genähmalt mit klassischem Strohhalm im Schnabel.

Und die Nummer 3 der Ulmer Heimat ist gewiss der Zungenbrecher, der mit ins Nadelbriefchen durfte. Und da das Stadtwappen schwarz-weiß ist, hält sich die Farbigkeit auf diesem Nadelbrief zurück.

Mein drittes Heimat-Nadelbriefchen ist eher mit einem Augenzwinkern zu sehen. Denn bei meiner Brainstorming-Session rund um Heimat und was für mich deutsch ist, bin ich unweigerlich auf Klassiker wie Kuckucksuhren, Lederhosen, Wiesn und Wasn, Sauerkraut und Wurst, Backwaren sowie der Schwarzwälder Kirschtorte gekommen. Von der Kirschtorte zum Bollenhut war es nicht mehr weit, deshalb habe ich dem Schwarzwald Tribut gezollt – obwohl er nicht zu meiner persönlichen Heimat gehört.

Und dann wollte ich mit dem Gartenzwerg als viertem Heimat-Nadelbrief weitermachen. Dies ging aber eindeutig schief…. oder auch nicht… denn, was aus dem Gartenzwerg-Nadelbrief geworden ist, seht ihr übernächste Woche beim großen nahtlust Nadelbrief-Jahr 2019 (what else…?).

Die Stoffspielereien
Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Bist du nächstes Mal auch dabei?

Die nächsten Termine
30.06.2019: „Afrika“ bei made with Blümchen
Sommerpause
29.09.2019: „Miniatur“ bei Feuerwerk bei Kaze
27.10.2019: „Handweben“ bei Schnitt für Schnitt
24.11.2019: (Thema noch nicht fix) bei Nähzimmerplaudereien
Winterpause

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findest du bei „Siebensachen zum Selbermachen“.

frau nahtlust

20 Kommentare

  1. Da findet sich manches, was auch mir durch den Kopf gegangen ist. Die Heimat-Definition gefällt mir gut, “a sense of belongingness”. Und auch das Nadelbriefchen mit den braunen und grauen Tönen und der rustikalen Schnur spricht mich sehr an. Und dann noch drei Briefchen, die alle ihre eigenen Aspekte von Heimat haben, da warst du ja ganz schön kreativ und fleißig! Hab eine gute Zeit fern der Heimat! Liebe Grüße Christiane

  2. Ach, was für ein schöner Beitrag. Ja, Heimat ist schon so ein Thema…
    Dein erstes Briefchen fand ich sehr grau, braun, trostlos (wenn ich das harte Wort benutzen darf)
    als ich dann später las, dass Du Dich nach wie vor in Ulm, Deiner Geburtsstadt heimisch fühlst, war auch klar, warum sich dann die anschließenden Briefchen so unterschieden, die waren fröhlicher, persönlicher, bunter.
    schönen Sonntag, geniesse noch die Auszeit und LG
    Nina

  3. Nach dem grandiosen Herz nun die nicht minder grandiose Heimat-Interpretation – ich bin hin und weg und überaus berührt!
    Darf ich Dich fragen, ob und wie Du mit diesen Nähbriefchen weiterplanst? Ich finde es sehr spannend und anregend, wie Du die jeweiligen Themen für Dich umsetzt.
    Herzliche Dir,
    Ev

  4. Ach ja die Heimat. Eine tolle Definition und eine wunderschöne Umsetzung mit den Nadelbriefen. Toll. Immer wieder ein spannendes Thema, dass zum Nachdenken anregt. Vielen Dank.
    Liebe Grüße Ute

  5. Hallo liebe Susanne! Hier mein Beitrag zum heutigen Thema: https://www.madewithbluemchen.at/stoffspielereien-im-mai-heimat/ Ich hab mir schwer getan mit dem Thema, und bin jetzt trotzdem zu einer für mich akzeptablen und stimmigen Lösung gekommen. Wenn ich so konsequent gewesen wäre wie Du, hätte ich auch drei Nadelbriefchen umsetzen müssen – oder mehr! Jetzt fällt mir ein: Ich hätte einfach auch eine Weltkugel auf ein Nadelbriefchen abbilden können, das käme meinem Begriff von “Heimat” sogar am nächsten… 😉
    Danke für das Thema, zum Nachdenken gebracht hast Du mich jedenfalls, und gute Erholung in Deiner Auszeit!
    Liebe Grüße, Gabi

  6. Liebe Susanne,
    die Nadelbriefchen sind sehr interessant und detailreich geworden, man kann sie lange betrachten und, ja, die “Künschtlerin” entdeckt immer mehr. Besonders die reduzierte Farbpalette gefällt mir, der “Bollehut” dagegen ist etwas zum Schmunzeln, der kam mir auch in den Sinn, als ich vom Thema hörte.
    Ich wünsche Dir noch eine erholsame Auszeit
    LG Tyche

  7. LIebe Susanne,
    eine gelungene Umsetzung des Heimatthemas!
    Und ich liebe Deine ulmerische Umsetzung und freue mich, dass unsere gemeinsame Heimat nun auch einen eigenen Nadelbrief hat (ich war die letzte Tage schon ganz gespannt, welche “Heimat” Du aufgreifen würdest).
    Letzte Woche genoß ich eine Führung auf den Dächern des Ulmer Münsters, gestern stand ich vor dem Ulmer Münster und entdeckte im Fischerviertel viele künschtlerische Interpretationen des Ulmer Spatzes – ja, das ist Heimat.
    Liebe Grüße aus der Heimat!
    Ines

  8. Du hast dich ja bei diesem Thema echt “ausgetobt”. Sehr schön und künstlerisch umgesetzt und wenn man mehr als eine “Heimat” im Sinn hat, werden es hat mehrere Arbeiten. Ich habe mich bei diesem Thema schwergetan und mangels Ideen, die mir auch zusagten, alles vor mir hergeschoben – bis es dann zu spät war. Ja, wenn man ein Gefühl ausdrücken soll, ist man besonders herausgefordert.
    LG
    Siebensachen

  9. Danke für das schöne Thema, besonders weil es auch mich in letzter Zeit zum Nachdenken anregte. Deine ersten beiden Nadelbriefe sind ganz Dein Stil, den mag ich sehr. Der Trachtenbrief ist nicht so mein Ding, ich verstehe Deine Inspiration und den Versuch es auszuprobieren. Dafür sind die Stoffspielereien ja da.
    Auf Deine Gartenzwerge bin ich gespannt, ich gestehe dass ich dafür ein Kindheitstrauma habe und keine sehen mag. Nicht fern meiner Heimat werden sie übrigens hergestellt und es gibt auch ein Museum hier in der Nähe.
    LG Ute

  10. Liebe Susanne,
    Du hast Dich ja mächtig ins Zeug gelegt und gleich eine ganze Serie Heimat geschaffen, die beiden ersten finde ich künstlerisch sehr ansprechend, der “Cheerleaderhut” lässt mich schmunzeln.
    Seit langer langer Zeit bin ich auch mal wieder bei den Stoffspielereien dabei.
    https://diejudika.de/2019/05/konfetti-technik.html
    viele Grüße, genießt Eure Auszeit
    Margot

  11. Absolut großartig, was du erschaffen hast, ganz wunderbare Bilder mit Geschichten dahinter! Liebe Grüße Ulrike

  12. beinah hätte ich doch diese wunderbaren nadelbriefe verpasst. das wäre sehr schade gewesen, denn ich bin entzückt vom ulmer münster und dem spatzen. man merkt diesem ganz speziellen nadelbrief einfach an, wieviel verbundenheit, zuneigung und freude du mit deiner stadt verbindest. eine echte liebeserklärung!
    den ersten finde ich auch ganz großartig, denn er zeigt für mich, dass heimat machmal auch belastend sein kann. wenn man sich nämlich eingeengt fühlt, die verbindungen zu dicht sind, wenn man beschränkt wird oder wenn die akzeptanz verloren gegangen ist, dann muss man sich vielleicht eine neue heimat suchen. deshalb finde ich das grobe seil so passend dazu. ich habe mal in einem beitrag für die raumfee beschrieben, was für mich “zu hause” bedeutet. (anm: heimat ist für mich, da wo ich mich zu hause fühle!). vielleicht magst du es dir mal anschauen: https://dieraumfee.blogspot.com/2013/08/zuhause-bei-mano.html , denn dort beschreibe ich genau diese gedanken dazu.
    liebe grüße
    mano
    … und deine “schwarzwälder torte” ist einfach so witzig!!

    • Liebe Mano, mit großem Interesse habe ich deinen Beitrag gelesen von vor ein paar Jahren – danke für den Hinweis darauf! So fein, wie unterschiedlich Heimat ist, gedacht, gefühlt wird und wie sehr es uns in unserem Hier und Jetzt beschäftigt. Danke! Lieben Gruß. Susanne

  13. Ein sehr besonderes und auch schwieriges Thema und heute kann ich endlich alles nachholen mit dem Lesen. Sehr besonders deine Umstzung in den Nadelheftchen.
    Das Ulmer gefällt mir ganz besonders!!! Die Bollenhutvariante ist total witzig. Als junges Mädchen habe ich wegen meinem Interesse an Kostümen, Trachtenkarten gesammelt, da war auch eine mit Bollenhüten dabei. Es gibt ein ganz toll fotografiertes Trachtenbuch, welches mir einfiel bei deinem Thema.
    Auf die Gratenzwerge bin ich ja schon neugierig. Genieß deine Woche im irgendwo!
    viele grüße, Karen

  14. Oh Mannomann, was du alles erwerkelst…mal so vier Nadelbriefe nebenbei…da kann von kreativer Flaute wahrlich nicht die Rede sein! Coole Nadelbriefe…(ich bin ja auch sozusagen um Ulm herum…). Aber am besten gefällt mir der erste!!!
    Viele Grüße Andrea

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