Miniatur: Schöner Schein (15/52)

Wir schreiben Woche 15 beim großen Jahr der Miniaturen. Das Thema lautet “Schöner Schein” und bietet allerlei Möglichkeiten, entweder kritisch auf den Schein im Sein zu blicken oder liebevoll auf Glanz und Strahlen zu blicken. Da ist das Spielfeld erneut weit, und deshalb ist es auch schön, so viele verschiedene Möglichkeiten zu sehen.

Ich bin eine der kritischen Sorte und habe ein fantastisches Foto gefunden, das mir direkt eine Geschichte von Zugehörigkeit, Familienbanden und Abseitsstellungen erzählt hat. Eigentlich “nur” ein Familienfoto (so sieht es zumindest aus), und doch konnte ich allerlei wunderbare Mutmaßungen anstellen: Ist die eine Person links die Verstoßene, das schwarze Schaf, die Ungläublige – oder gehört sie vielleicht gar nicht zur Familie, weil sie “nur” die Kinderfrau ist? Und warum ist auch der Kinderwagen abseits der Gruppe rechts? Ein uneheliches Kind zur damaligen Zeit? Einfach nur dumm etwas entfernt gestellt….? Ach, es lassen sich herrliche Überlegungen anstellen, und das Kino im Kopf spielt Filme ab.

Also habe ich das Foto für den schönen Schein genutzt. Dafür passte es. Ein wenig traurige Schnipseleien dazu. Fertig.

Auch die #poetryreduced auf dem zweiten Stück kommt mit reichlich kritischem Blick und Traurigkeit daher. So ist das eben manchmal, wenn der Schein schön, aber eben nicht mehr ist.

Verlinkung: Das große Jahr der Miniaturen

frau nahtlust

6 Kommentare

  1. ganz toll und tiefgründig umgesetzt, liebe susanne. und diese kombination von materialien und techniken, wie du sie liebst gefällt mir total gut. herzliche grüße aus dem eisigen allgäu, martina

    • Richtig gut Susanne!!! Das Foto ist aber auch eine tolle Vorlage dazu. Wenn ich mich nicht dem Lichtschein gewidmet hätte, dann wäre es bei mir auch der trügerische “schöne Schein” geworden… Gut gefällt mir auch die poetry reduced. Das strahlende Gelb ist ein toller Kontrast zu dem eher traurigen Text…wie das halt beim schönen Schein so ist… 😉
      Einen schönen Abend wünscht dir Andrea

  2. Beide Bilder kann ich nachvollziehen. Bravo…

    Das passt im Übrigen gut zu meiner Philosophie in meiner Reihe der MenschenSkinder.

    …es sind hier jeweils menschlich bezogene tolle Umsetzungen, die eines ganz klar darstellen. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wir sind inzwischen vor lauter hygge und keep smiling so darauf getrimmt, dass es nichts Trauriges, keine Schattenseiten im Leben geben darf. Das ist in meinen Augen fatal. Der Schatten gehört nun einmal zum Licht zu unser aller Leben –

    Liebe Grüße von Heidrun
    …bleib gesund und munter

  3. Dieses Wochenthema ist wunderbar vielschichtig, und deine Umsetzung gefällt mir sehr! Ja, blickt man erstmal hinter die Fassaden….. Solche Fotointerpretationen stelle ich auch zu gerne an, nicht nur mit Vintagebildern!
    Liebe Grüße – Ulrike

  4. Da laufen tatsächlich innerlich kleine Filme ab, wenn man diese Gedichtzeilen liest. Zum Bild passt die Lyrik auch wunderbar. Der Hell-Dunkelkonstrast der Seiten ist auch interessant. Die vermeintlich Verstoßenen sind so licht und hell, die dunkle Seite ist in der Mehrzahl und zieht das Bild nach unten. Interessant!
    Liebe Grüße
    Andrea

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