Mustermittwoch: Morbide Bäume

Frühlingsbäume sollten eigentlich alles andere als morbide sein und sich fröhlich und lebensbejahend auf einem Untergrund abzeichnen. Aber irgendwie ist meine neue Collage (oder Textur oder ich-weiß-noch-gar-nicht-wie-ich-dich-nennen-soll) erneut nicht nur fröhlich und heiter. Martina hat am Montag auf Instagram – in meinen Augen korrekt – angemerkt, dass sie in meinen Werken oft etwas von diesem Morbiden sieht. Und auch heute bei meinen “Frühlingsbäumen à la nahtlust” könnte ich da nicht widersprechen.

Laut allwissendem Duden bedeutet Morbide auch brüchig, im Verfall begriffen, morsch. Und beim Brüchigen kann ich direkt nicken und zustimmen.

Meine Frühlingsbäume sind genähmalte Bäume auf fototransferiertem Untergrund. Dazu habe ich ein Haiku des japanischen Dichters Matsuo Basho mehrfach abgetippt und aufgebracht: Schnell ist der Mond / die Blätter der Bäume / halten den Regen auf. Hinzu gesellt sich Papiergarn, das wie Farne aus dem “Dickicht” (grins) der Bäume emporzuwachsen versuchen. Oder so.

Hm. Was denkt ihr? Zu morbide für Frühlingsbäume?

Was ich gut finde: Ein verschwommenes Foto als Untergrund zu nehmen und darauf weiterzuarbeiten. Die genähmalten Bäume und der Kontrast mit dem Papiergarn – zart und wuchtig. Text mit einfließen zu lassen.

Was ich nicht gut finde: Wie ich den Text aufgebracht habe – das ist mir zu blockig, da muss ich mir noch anderes überlegen. Das Papier, das ich maschinenbeschrieben habe, ist zwar hauchdünn, hier wirkt es mir aber dennoch zu sehr “am Stück”. Und ich hadere mit dem Rand: einbeziehen oder nicht (siehe Fragen an mich selbst untenstehend).

Handstickerei ist dieses Mal (noch) gar nicht dabei. Zudem frage ich mich: a) Wann ich etwas als fertig bezeichnen würde und abschließen kann… und b) Wie ich die Ränder um die Fototransfer handhaben soll. Vorher abschneiden, damit der Stoff bündig mit dem Fototransfer endet? Mit einbeziehen wie hier und bei dem Stück am Montag? Ach… Ihr seht: Es treibt mich gerade so einiges um (und das ist gut so….).

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frau nahtlust

15 Kommentare

  1. Das Morbide habe ich in dem rosa Stück letzte Woche noch gar nicht so sehen können, hier finde ich es auch. Machen auch die dunklen Farben, die Stimmung…
    Ich finde die Kombination Stoff, Papier, Faden sehr reizvoll und das Bild insgesamt überwiegend stimmig, besonders Text und Fotografie, so verschwommen, da ist eine Geschwindigkeit schon im Bild, die unterstreichst du mit dem Text ganz toll. Ich meine aber, das Haiku braucht keine Wiederholung. Das Zögern beim Text im Block kann ich darum gut nachvollziehen. Und wenn, dann würde ich die Zeilen trennen und verteilen, eine oben, eine mittig, dann wieder unten rechts oder links…
    Du hast wirklich sehr besondere Ideen…
    Danke für die Anregungen hier!
    Herzliche Grüße,
    Verena

  2. Liebe Susanne, mir gefällt dein morbides Werk 😉 Das Blau ist sehr schön! Wie bringst du denn das Foto auf den Stoff? Mit Lavendeldruck?
    Wenn du auf einen Teebeutel oder auf eine Lage Serviette tippst und das dann mit Serviettenlack für Stoff aufklebst, verschwimmt das nahezu mit dem Untergrund. Hab ich mal für ein Eye Poetry Täschchen gemacht.(Auch mit einem Haiku) Ich weiß nur nicht, ob man die Schrift dann mit dem blauen Hintergrund so gut sieht…
    Liebe Grüße Andrea

    • Liebe Andrea, das war in dem Fall ein Transfer mittels einer Transferfolie. Auf diese Folie wird das Bild gedruckt und dann wird die Folie auf den Stoff gebügelt und abgezogen. Auch hier muss man aufpassen, dass keine Ecken oder so sich lösen, aber insgesamt ist das der “flächigste” Übertrag. Ansonsten verwende ich aber meist Foto-Potch. Das funktionier auch super, finde ich. Lavendeldruck habe ich versucht, allerdings bei einem gröberen Stoff, was wohl nicht ideal ist. Zudem mach ich offen gestanden den Geruch nicht. Der hing ewig bei mir im Werkelraum. Lavendel in Maßen gut, aber so konzentriert…. Hmmm. LG. Susanne

  3. Sehr spannend, deine kreative Reise! Ich mag das morbide sehr gerne und warum nicht im Frühling? Die Stimmung ist wunderschön und die Farben sind ja sowieso meine. Deine Technik-Experimente sind herrlich und was es wird? Ist doch egal… der Weg ist das Ziel!
    Ich schicke Musterdank und liebe Grüße
    Michaela

  4. Für mich ist das hier sehr gelungen – nicht nur das ich es morbide und blaugrau mag, mir gefällt hier sehr gut das du den Rand einbezogen hast (auch wenn ich das nicht immer passend fände … insofern ist meine Meinung wohl keine Hilfe, ich denke das muss man von Werk zu Werk entscheiden). Das Papier von dem Text gefällt mir, allerdings wäre jetzt hier zerschnippelt und brüchig dazwischen und durcheinander gestreut und durch die Fäden verbunden eher für mich stimmiger gewesen … ach es ist sehr spannend deinen Experimenten zuzusehen, ich bewundere sehr deine Geduld auf dieser Reise und ehrlich gesagt glaube ich bei dir wird jedes neue Werk eine neue kleine Reise sein und das ist vermutlich gut so. Ganz liebe Grüße Ingrid

  5. ich finde die Bäume nicht morbid, auch im Frühling gibt es dunklere Nächte ohne Vollmondschein und Nachtigallengezirpe.

    Mir gefällts
    Christiane

  6. Eine sehr kunstvolle Nähcollage ist dir hier gelungen, du wirst immer besser im Nähmalen! Großartig wirken die Papiergarnbäume und deine Nachtfarben sind wunderschön! Stimmt, die Schrift im Block stört diese Stimmung ein wenig, aber vielleicht kannst du Andreas Tipp auch noch nachträglich anwenden, indem du jetzt noch mit Mattkleber drüber gehst..
    Lieben Gruß Ulrike

  7. Also ich finde es sehr schön morbide. Allerdings wirklich nicht frühlingshaft, mehr so Mondnacht im Januar ohne Schnee 😉 Das mit dem Rand würde ich je nach Projekt entscheiden, wie es eben gerade besser passt. Du bist doch da ganz frei. Mich stört das blockartige des Textes überhaupt nicht. Diese Optik macht das Bild für mich vielfältiger.
    LG Jennifer

  8. Es macht wirklich Freude dich in diesem besonderen Jahr auf deinem kreativen Weg zu begleiten… Genau, Weg! Da muss nix fertig… Jedenfalls nicht alles und sogleich. Bei mir liegt manchmal was Jahre, bis auf einmal alles klar ist… Liebe Grüße Ghislana

  9. Hi. Ich mag Deine Bäume, toll die Stimmung eingefangen. Außerdem muss dass ja nicht gleich morbide sein. Es gibt ja auch im Mai tolle Nachtstimmung. Nur so als Möglichkeit.
    Liebe Grüße
    Nina

  10. Mir scheinen Deine Bäume eher versunken, liebe Susanne. So als ob von einem großem Staudamm geflutet wurden. Das passt zwar nicht zum Text, aber wer weiß? Vielleicht hat es einfach zu dolle geregnet 😉 Dir einen lieben Gruß, Nicole

  11. ganz fantastisch!! wann kommt übrigens deine erste ausstellung mit all den tollen sachen, die die schon in deinem sabbatjahr gemacht hast?
    liebe grüße
    mano

  12. Die Bilder habe ich schon auf Instagram sehr bewundert. Schon allein die Farben sind ganz nach meinem Geschmack und traumhaft schön. Auch der Materialmix gefällt mir ausgesprochen gut. Alles in allem – einfach richtig schöne Kunstwerke, deine morbiden Bäume!
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende,
    Sabine

  13. Deine morbiden Bäume gefallen mir sehr gut! Und Dein Gefühl, den Text als zu blockig zu empfinden, kann ich nachvollziehen. Ggfls. so einen Textblock in Streifen schneiden und mit Fleisch dazwischen und versetzt aufkleben und dann darüber nähmalen, Bäume setzen, könnte es auflockern. warnursoneidee. Nachtgrüße immer noch ohne Regen (japs) Eva

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