Augenpoesie (2-2018) – Der Winter

Andrea hat für die neue Eye Poetry-Runde eine schönen Passus aus Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter gewählt:

Eine Weile standen sie schweigend da und lauschten dem Zwitschern und Rauschen, dem Brausen und Singen und Plätschern in ihrem Wald. Alle Bäume und alle Wasser und alle grünen Büsche waren voller Leben, von überall erscholl das starke, wilde Lied des Frühlings. “Hier stehe ich und spüre, wie der Winter aus mir herausrinnt”, sagte Ronja. “Bald bin ich so leicht, dass ich fliegen kann.”

Ich bin schon sehr neugierig zu sehen, wie die Kreativistas das unterschiedlich umgesetzt haben!

Ich steuere nach meinem ersten Flickenstück der Lerche ein neues Stück für meinen geplanten Augenpoesie-2018-Flickenteppich bei. Ausgewählt habe ich den Satz “Hier stehe ich und spüre, wie der Winter aus mir herausrinnt.” Hierzu hatte ich sofort ein Bild vor Augen und zwar das eines Mädchens, das mit gesenktem Kopf und hängenden Armen dasteht, und aus den Armen fallen Schneeflocken, schmilzen und bilden kleine ‘Winterpfützen’.

Und wenn ich mal ein Bild vor Augen habe, mag ich mich nur ungern davon abbringen lassen. Allein: Ich kann so überhaupt nicht zeichnen – leider. Also hat es mich wirklich einige Nerven gekostet, bis ich diese Figur eines Mädchens mit hängendem Kopf hatte! Unglaublich, wie blöd ich mich angestellt habe! Sogar Jule hat sich bei ihrem Besuch bei mir als Modell zur Verfügung gestellt, so dass ich sie in entsprechender Pose fotografiert habe!

Letztlich ist die Figur ein Mix aus Jules Umrissen und weiteren gefundenen Bildern geworden. Dass das so lange dauern würde, hätte ich nicht gedacht! Umgesetzt war es dann schnell: Ich habe die Figur mit der Nähmaschine “genähmalt”, ihr ein robustes Waldkleidchen verpasst und Pseudoschneeflocken mit zweierlei Garn aufgestickt.

Der entsprechende Satz durfte nicht fehlen, denn ich finde ihn wunderschön, und so habe ich ihn zunächst aufgestempelt und anschließend nachgestickt. Diese Methode gefällt mir sehr gut, denn das typische der Stempelschrift bleibt erhalten, ich habe automatisch eine Vorlage, und die Schrift gewinnt durch die Stickerei an Haptik und Optik. Darauf ein dreifaches Juchu!

Insgesamt ist der Flicken in meinen Augen nicht perfekt, kommt aber meinem inneren Bild recht nah. Die Schneeflocken hätte ich gerne “flockiger” und weniger “sternig” gehabt, aber das lasse ich einfach mal gut sein…

Bisherige Augenpoesie-Flicken 2018: Trojans Lerche

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frau nahtlust

18 Kommentare

  1. Liebe Susanne,
    nun sitze ich hier am Kaffeetisch und schaue dein Mädle an. Zauberhaft und so bildschön, wie sage ich immer, wenn mir etwas gefällt.

    Die Kinnlade hängt am Boden 🙂

    Es ist bildschön gemacht und so eine wunderbare Idee.
    Mit lieben Grüßen Eva
    hab einen schönen Tag

    • Liebe Susanne,
      ich war schon wieder da und hab das Mädchen nochmals angeschaut.
      Sooo schön.

      Lieben Gruß und einen schönen Sonntag
      Eva

  2. Liebe Susanne, nicht perfekt? Das ist einfach nur umwerfend schön! So herrlich, eine geniale Idee mal wieder. Man kann sich förmlich hineinversetzen.
    Mir gefällt, dass Du Ronja ganz zentral gesetzt hast. Das Sticken und Nähmalen sind eh so wunderbare Techniken.
    Danke für Deine Teilnahme!!
    Liebe Grüße
    Andrea

  3. ich stimme andrea voll zu und finde deine ronja einfach hinreißend!! der raue stoff und die zarte stickerei machen deine nähzeichnung einfach perfekt!
    herzliche grüße
    mano

  4. Das sieht ganz wunderbar aus und wirkt so leicht “hingeworfen”. Man merkt deinen Kampf kein bisschen. Die Schrift finde ich besonders gelungen, die ist so schön klar und erhaben.
    LG Jennifer

  5. Liebe Susanne,

    deine Nähmalerei entwickelt sich soooo großartig. Es macht sehr viel Freude dir dabei zuzusehen. Deine Darstellung des Mädchens kommt leider meinem Gemütszustand im Moment sehr nahe – nur dass leider nicht der Winter aus mir heraustropft …. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und werde weiter gegen Ungerechtigkeiten kämpfen. Die Idee die Buchstaben erst aufzudrucken und dann nachzustempeln finde ich klasse. Das muss ich unbedingt auch einmal versuchen (vielleicht schon in meinem nächsten Stickrahmen?) LG sendet dir Karin

  6. Was für eine bildhübsche Umsetzung, liebe Susanne. Genau wie bei der Lerche bin ich entzückt von dieser Art der Nähmalerei. Deine Ronja ist umwerfend!! Man sieht förmlich den Winter hinausfließen. Drücker, Nicole

  7. Ist mir ein Rätsel, wie man es hinkriegt, mit Maschine und Hand so korrekt zu sticken. Super geworden!

    Liebe Grüße

    ela

  8. Sieht wirklich aus wie Ronja, dein Mödchen, mit den zerstrubbelten Haaren. Ich finde es auch phänomenal, dass du das so akkurat hinbekommst mit der Nähmaschine. Großes Kompliment!!!
    Liebe Grüße Andrea

  9. Genial, die Idee, die Umsetzung und die Vorstellung auf das Gesamtkunstwerk.
    Geschaffen von einer begabten Künstlerin, Chappo.
    L G Pia

  10. Das Wintermädchen hält ganz still, damit die Kälte herausfließen kann! Ist das ein schönes Bild, was du hier gemalt hast, sehr besonders und beeindruckend!
    Liebe Grüße Ulrike

  11. Mit der Nähmaschine gemalt, das stelle ich mir unheimlich schwierig vor, liebe Susanne! Das ist echt der Wahnsinn und wunder-wunderschön. Auch die Idee, den Winter so aus der Ronja herausrinnen zu lassen. Die Schneeflocken, die Wasserpfützen und die gestickten Worte – es ist alles einfach so toll!
    Liebe Grüße
    Ingrid

  12. Das ist so toll geworden! Ich mag gar nicht mehr dazu sagen.
    Vielen Dank für die Inspiration mit dem Stempeln und Sticken, das ist schon genial und genial einfach.
    Liebe Grüße,
    Ronja (die den Winter auch schon verabschiedet hat, trotz des tristen Grau draußen)

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